Krank im Dezember
Bestens mag ich mich an das Gespräch mit meinem Hausarzt erinnern, als ich, zwischenzeitlich um sechs Kilo abgemagert, um weitere Antibiotika anfragte. Zum dritten Mal innerhalb von drei Wochen sass ich nun in der Arztpraxis. Ich erfragte Nachschub im Glauben an die Wirkung des Medikaments, auf dass es mich erlöse von diesen nächtlichen Hustenattacken, der Kurzatmigkeit – ich wohne im vierten Stock, keuchte bereits im ersten – dem Fieber und der Müdigkeit, welche mich permanent in die Liege zwangen. «Die Kur darf maximal zehn Tage dauern, ich darf Ihnen kein weiteres Antibiotika mehr verschreiben. Es wird schon besser werden», war die Antwort des Arztes. Er hatte schliesslich recht. Am 6. Januar 2020 hatte ich die Lungenentzündung überstanden.
Corona im März
Mitte März, wie vom BAG auferlegt, verschanzte ich mich mit Partnerin und Tochter. Gerne trugen wir unseren Teil dazu bei, dass sich das unbekannte Virus nicht weiterverbreiten konnte. Und unbedingt wollte ich nicht wieder erkranken, steckte mir meine Lungenkrankheit noch tief in den Knochen. Ausserdem sei ich nun Risikopatient, schrieb mir eine Arbeitskollegin per E‑Mail. Mit Freunden scherzte ich über Chat- und Videokanäle über mich als Patient 0, waren meine Symptome im Dezember COVID-19 ja sehr ähnlich. Aber zeitlich passte es nicht zusammen, denn laut Medienberichten wurde das Virus erstmals im Februar 2020 in der Schweiz nachgewiesen. Trotzdem wurmte es mich.
Der Test im Mai
Am 25. Mai schickte ich zwei Blutproben für einen Antikörpertest in ein Labor nach Kloten, die ich mir gleichentags entnommen habe. Am nächsten Tag das Ergebnis:
SARS-CoV‑2 (COVID-19) IgG ▲ positiv Ein Kontakt mit COVID-19 hat stattgefunden.
Unterdessen nehme ich an einer Studie zu Langzeitschäden von COVID-19 teil. Als ich der leitenden Studienärztin des Inselspitals über die (mögliche) Ansteckung im Dezember berichtete, reagierte sie gefasst und erwiderte: Ich sei wohl nicht der Einzige.