Tom Bruce, am Viktoriarain in Bern.

Ich bin Tom, bis kürzlich war ich «Jung»-Unternehmer mit dem Startup Meet.Factory GmbH und seit dem Lockdown verbringe ich viel Zeit und Energie für die Suche eines neuen Jobs. Beim RAV habe ich mich mittlerweile wieder abgemeldet, ich gelte aufgrund des «juristischen Status» als Arbeitgeber und diese werden nicht unterstützt, zumindest in den Anfängen, so der O‑Ton.
Im Auffangbecken des Bundesrats fiel ich ebenso durch die Maschen, da auch dort die Berechnungsgrundlage der Lohn des letzten Jahres ist. Long story short – ich kriege keine finanzielle Unterstützung (Stand am 13. Mai 2020) und die Jobsuche ist superharzig! Es ist viel «enger» geworden auf dem Stellenmarkt, weniger Jobs und mehr Mitbewerber (Mitte März wurde von 35’000 neuen Arbeitslosen gesprochen, die Stellenausschreibungen sind gleichzeitig um 45% eingebrochen).
Gründe frustriert zu sein, hatte ich immer wieder in dieser Zeit des Lockdowns. Aber was bringt’s? Ich habe das Sisyphus-Problem der Stellensuche überwunden mit einem Perspektivenwechsel. Gleiches hat auch in Bezug auf die finanziellen Sorgen ziemlich gut funktioniert. Und zwar habe ich meine Perspektive gewechselt zur japanischen Gesellschaftsdenke – im Gegensatz zu individualistischen, westlichen Gesellschaften, stehen die Interessen des Kollektiv dort im Vordergrund.
Alle negativen Effekte der Pandemie erscheinen in neuem Licht, wenn man den Fokus wechselt. Kein Einkommen zu erhalten während in der Tagesschau von echten Schicksalen berichtet wird, genügend Essen und Toilettenpapier (Sorry, Beispiel ist sinnbildlich gewählt;) in den Migros-Regalen vorzufinden während die Tagelöhner aus Burma, Laos und Cambodia in ganz Thailand ans Existenzminimum geraten, nicht raus dürfen während in den Intensivstationen Tausende ums Leben kämpfen … All diese Perspektivenwechsel haben mein eigenes «Problem» stark relativiert.
Neben dem Relativieren des Negativen habe ich mich gleichzeitig auf das Positive fokussiert. Ich habe meine Arbeitskraft für Freiwilligenarbeit angeboten, meine Nachbarn bekocht, Feldblumen gepflückt und verteilt (in den Läden gab’s ja keine), mir mehr Zeit für Kochen und Sport genommen und noch ganz viel mehr. Die Bilder von klarem Wasser in Venedig oder Smog-freien Städte-Fotos aus Dehli und anderen Grossstädten waren schon sehr krass zu sehen und haben gezeigt, dass es auch anders gehen kann, oder?!
Diese positive Energie während all den 8 Wochen aufrecht zu erhalten, war natürlich nicht durchgängig möglich. Was mir in schwierigen Momenten sehr gut geholfen hat, möchte ich als Tipp noch weitergeben:
- Klassische Musik – die meisten meiner (alten) Spotify-Playlists und Songs waren sehr treibend, der Beat schnell und pushy. Ich hab mir eine «Lock Down Calm Down» Playlist angelegt und der Effekt der ruhigen, oft klassischen Musik war frappant. Sie wirkte sich positiv auf meine innere Ruhe aus. Zwischendurch liess ich’s natürlich auch wieder mal krachen und die Kopfhörer-Disco auf meinem Balkon hat hoffentlich die Nachbarschaft gut unterhalten.
- Sport – ich hab wieder mit joggen angefangen und war 1–3x pro Woche auf der Yogamatte. Mein Dank an der Stelle meinen beiden Nachbarn für die angenehme Pace sowie meiner Yoga-Lehrerin Silena, welche sehr schnell ihre Yoga-Klasse via Zoom in meine Wohnung gebracht hat.
- Zeichnen & Kochen – ein altes und ein neues Hobby! Zeichnen hat etwas beruhigendes, ja fast meditatives. Und am Schluss des Tages hat man etwas in den Händen, das Freude macht. Ähnlich ist’s beim Kochen, das zubereiten ist beruhigend und es schmeckt doppelt gut, wenn man’s selber gemacht hat.
Ich bin dank Corona Lockdown weniger gestresst, ruhiger und fitter dank gesundem Essen und viel Bewegung. Super! Ich bin gespannt wie sich der neue Alltag entwickelt und hoffe, dass wir als Gesellschaft möglichst viele positive Effekte aus dieser Zeit mitnehmen und in unserem Alltag etablieren können.
Disclaimer: Die publizierten Beiträge enthalten die Meinungen und Standpunkte der Verfassenden, nicht jene von Cronica Corona.
Und: Die Beiträge sind nicht lektoriert, Fehler sind Charakter und damit Teil der Authentizität von Cronica Corona.
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